Wie ich lernte auf meinen Körper zu hören und meinen Biorhythmus zu verstehen
Eigentlich sollte es ein Beitrag über meine neue Morgenroutine werden. Anfang des Jahres war ich fest entschlossen, etwas in meinem Leben zu verändern und früher aufzustehen. Immer wieder las ich von Autor.innen, die sich im Laufe ihrer Karriere eine disziplinierte, morgentliche Schreibroutine zugelegt haben. Also beschloss ich, dies für mich selbst auszuprobieren.
Ich stand zwischen vor Sechs Uhr auf, machte mir einen Tee und setzte mich zum Schreiben hin. Eine Weile funktionierte es ganz gut. Ich schrieb ungefähr eine Stunde und schaffte wirklich etwas, kam mit einem Romanprojekt gut voran. Die Disziplin hatte mich gepackt, und ich war regelrecht stolz auf mich, diesen neuen Rhythmus täglich umzusetzen. Es war der "alte" Ehrgeiz, der mir so vertraut war, und den ich als ehemalige Balletttänzerin in meinem Leben so gut verinnerlicht hatte. Allerdings liegt das mit dem Tanzen schon mehr als Dreißig Jahre zurück.
Nach einiger Zeit meldete sich mein Körper leise mit Erschöpfung. Egal, dachte ich, es tat so gut eine Struktur zu haben. Dann wurde ich auf einer Reise krank. Schwere Kehlkopfentzündung. Als die vorüber war, ging es mit Hautausschlag weiter, am Hals und im Gesicht. Es kam in Schüben, dauerte einige Tage, legte mich lahm, entstellte mich bis zur Unkenntlichkeit. Es war ein Albtraum. Sieben Schübe innerhalb von drei Monaten. Erst beim letzten Schub verstand ich, was mein Körper mir sagen wollte und zwar nicht, dass ich eine Allergie habe, sondern, dass "wir" so nicht weitermachen können. "Hör auf dich zu malträtieren, deine Morgendisziplin in allen Ehren..."
Ich hatte gegen meinen Biorhythmus gearbeitet. Mit Zwanzig macht das vielleicht nichts aus, aber mit Mitte Fünfzig will mein lieber Körper da einfach nicht mehr mitmachen. Zuerst habe ich es nicht sehen wollen, habe nach anderen Gründen und Ursachen gesucht, doch der kausale Zusammenhang war nur allzu offensichtlich.
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Glücklicherweise bin ich in der Lage mein Leben sofort wieder umzustellen, niemand erwartet von mir, frühmorgens irgendwo zu sein und zu funktionieren. Es mag sein, dass es Menschen gibt, denen das frühe Aufzustehen nichts ausmacht. Ich gehöre scheinbar nicht dazu. Also gönne ich mir morgens wieder die Zeit, die mein Körper braucht, um gesund zu sein. Noch ist nicht alles "back to normal", aber es wird.
In diesem Sinne:
Carpe diem - nutze den Tag!
Wie es mir gefällt und gut tut!
(Dies ist mein ganz persönlicher Zusatz)
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