Eine Filmempfehlung von SALON DE GICZ
Noch ein Sisi-Film! - könnte man denken. Verständlich bei all den Filmproduktionen auf dem Markt, die die Kaiserin Elisabeth von Österreich und Ungarn derzeit zum Thema haben. Ganz abgesehen von den" alten" Sisi Filmen, mit denen Romy Schneider berühmt geworden ist. "SISI & ICH" ist anders - in jeglicher Hinsicht. Und deshalb kann ich diesen Film uneingeschränkt empfehlen.
Zuallererst: Eine großartige Ensembleleistung mit Sandra Hüller als Irma, Susanne Wolff als Sisi. Selbst die Nebenrollen wurden mit großartigen Schauspieler:innen besetzt. Die Regisseurin Frauke Finsterwalder erzählt mit ihrem Film eine ganz persönliche Geschichte und zwar nicht die von Elisabeth, sondern die ihrer Hofdame - Irma Gräfin Sztáray (im Film leider falsch ausgesprochen - das nächste Mal vielleicht jemanden zu Rate ziehen, der die
Muttersprache spricht). Und sie tut das mit so viel Feingefühl, faszinierend nah an den Personen dran und mit unglaublich schönen Bildern (und Kostümen), dass man dabei ganz vergessen könnte, dass die eine der beiden Frauenfiguren, eine berühmte Persönlichkeit war. Der Film verzichtet beinahe ausschließlich auf die großen, historischen Zusammenhänge. Es wird lediglich integriert, was man über Sisi weiß - die Essstörung der Kaiserin, ihren fanatischen Schönheitswahn, ihr Rückzug, ihre Reisen und die damit verbundene ständige Abwesenheit vom Hofe, bishin zum Attentat, dessen Opfer sie 1898 am Genfer See wurde.
Wir sehen zwei Frauen, die eine der anderen vom Rang her zwar unterstellt und dennoch sind ihre Persönlichkeiten einander ähnlich. Ihre Abneigung gegenüber Männern zum Beispiel ist eine Komponente, die sie eint, und die das Band zwischen ihnen stark macht.
Erzählt wird vor allem die Liebe der Hofdame zu Sisi - ohne jemals aufdringlich zu sein. Ob das der eigentlichen Wahrheit enspricht, sei dahin gestellt. Es ermöglicht dem Film jedoch eine vollkommen menschliche, den Charakteren entsprechend, zugängliche Geschichte zu erzählen. Und das macht ihn so besonders. Ich habe das Kino angenehm berührt verlassen, mit der inneren Gewissheit, endlich wieder einen Film mit Substanz und von außerordentlicher Qualität gesehen zu haben.
© Fotos: DCM / Bernd Spauke
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