Die neue Podcastfolge bei "ungelesen" - Der Literatur Podcast von SALON DE GICZ
Der Abstand zur letzten Folge „Aus dem Leben einer Tänzerin“ ist dieses Mal ein bisschen länger geworden. Grund dafür ist mein zweites Podcast Format: Ente & Zottel – Geschichten für Kinder & Erwachsene.
Dieses Mal lese ich wieder nur ein Fragment: „Von Negerküssen und Tanzen im Regen“ verrät vielleicht schon Einiges darüber, worum es in dieser Folge geht. Jedoch gibt es bei unserer Protagonistin wie immer verschiedene Ebenen des Erlebten – da ist ihre innere Gefühlswelt – ebenso wichtig, wie das offenkundig, nach außen hin sichtbare der Ereignisse. Die Ballettschule und das hauseigene Internat sind, abgesehen von Auftritten und gelegentlichem Nachhause fahren, der Radius in dem sich ihr gesamtes Leben abspielt. Ein Mikrokosmos, der von den strengen Regeln des Schulalltags bestimmt wird und nur wenig Raum für spontane Ausbrüche oder gar spielerisches Ausleben jugendlichen Leichtsinns zulässt.
Da passt es vielleicht ganz gut dazu, dass auch der Titel der heutigen Folge in der jetzigen Zeit nicht mehr ganz so frei und sorglos genannt werden kann. „Negerküsse“ … es ist einer der vielen Wörter, die wir nicht mehr verwenden. Aber das ständige auf der Hut sein, das zwanghafte Bemühen um politische Korrektheit, die korrekte Benutzung von Pronomen, und die Vorgabe – auch wirklich niemanden in irgendeiner Weise auszugrenzen, beziehungsweise sich kulturell etwas anzueignen, was nicht zu einem gehört, bestimmt mehr und mehr unser gesellschaftliches Verhalten. Mich erinnert diese Art der kollektiven Bevormundung ziemlich präzise an die damalige Zeit in der DDR – Unfreiheit ist das Wort, das mir zwangsläufig dabei einfällt. Aber so möchte - zumindest ich - mich nicht mehr fühlen. Und deshalb werden Negerküsse hier auch Negerküsse genannt – denn so hießen sie damals in der DDR. Und in genau diesem Kontext steht das hier Erzählte.
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Zuhören!
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Foto: Gage Walker
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